Eine Brückenbauerin nimmt Abschied

Quartiersmanagerin Franziska Ritter verlässt Heidelberg – Das Handlungskonzept Bergheim-West hat sie mitgestaltet

Von Maria Stumpf
Bergheim. Die Idee von Quartiersmanagement (QM) sei nicht, einen Stadtteil „zu bespaßen“, sagt Franziska Ritter. „Eigentlich wollen wir uns mal überflüssig machen. Aber bis dahin können wir Brückenbauer sein zwischen städtischer Planung und praktischer Umsetzung.“ Quartiersmanagerin Ritter hat diesen Job drei Jahre lang gemacht. Jetzt ist Schluss.
Seit Ende 2019 gibt es das QM-Projekt in Bergheim-West mit der Vision einer sozialen Stadtteilentwicklung. Auftraggeber ist die Stadt, Träger sind der „Verein zur beruflichen Integration und Qualifizierung“ (VbI) und der Verein „Kulturfenster Heidelberg“. Das Projekt ist erst mal bis Ende August 2024 befristet, Gespräche über eine Weiterführung gebe es aber schon, verrät Ritter. Sie teilt sich ihre Stelle mit Antonia Bugla, außerdem engagierten sich rund 50 Menschen aus dem Stadtviertel ehrenamtlich.
Mitte Februar wird die 33-jährige Franziska Ritter Heidelberg nun verlassen und im Landauer Rathaus eine Stabsstelle für den Bereich „Presse und Bürgerbeteiligung“ antreten. Es seien private Gründe, die den Weggang erforderten, betont sie. „Bergheim ist lebendig und bunt. Ich mag das.“ Doch aufgewachsen ist sie in der Südpfalz und dahin zieht es sie zurück. Als studierte Soziologin und Verwaltungswissenschaftlerin war sie vor ihrer Arbeit in Bergheim bei der Stadt Heidelberg im Amt für Stadtentwicklung und Statistik tätig gewesen. Jetzt habe sie viele „reale Perspektiven“ zum Thema Bürgerbeteiligung gesammelt: „Quartiersmanagement ist die Schnittstelle.“ Eine sozial gerechte Quartiersentwicklung basiere wesentlich auf Kooperation und Steuerung, ist sie überzeugt. Das bedeute „beteiligen, aktivieren, kommunizieren und vernetzen.“
Die Arbeit des QM fließe besonders auch ein in das „Integrierte Handlungskonzept“ (IHK) der Stadt für Bergheim-West, das im Dezember 2023 fertiggestellt wurde und in der Folgezeit den politischen Gremien präsentiert wird (s. Artikel unten). Rund 3400 Menschen leben in Bergheim-West. 37 Prozent hatten laut IHK im Jahr 2022 eine ausländische Staatsbürgerschaft (Heidelberg: 20,8 Prozent), am stärksten vertreten sind die Herkunftsländer Türkei, Israel und Rumänien. Der Anteil der über 65-Jährigen liegt mit 17 Prozent unter dem Durchschnitt der Gesamtstadt (26 Prozent). Bergheim-West ist ein junges Stadtviertel mit zugleich wenigen Kindern. Es ist ein Stadtteil mit wenig Grün, viel Verkehr und viel Lärm.
„Städtebau und Stadtentwicklung sollen im IHK verzahnt werden mit Arbeitsmarkt, Gewerbe, Bildung und Gesundheitsprävention, aber auch mit dem gesamten sozialen Umfeld“, erklärt Franziska Ritter den Prozess. „Das QM trägt seinen Teil bei mit Projekten, Aktionen und Förderungen von Initiativen.“ Dazu zählten der Gemeinschaftsgarten an der Ochsenkopfwiese und der „Nachbarschaftsraum“ in der Bergheimer Straße für Freizeitangebote, Nachbarschaftsfeste, Bildungs- und Begegnungsangebote. „Es gibt hier noch nicht einmal ein Café.“ Auch deshalb sei die Vernetzung von Einzelnen mit Gruppen, von Gruppen untereinander und Kooperationen mit Kirchen, dem Stadtteilverein, dem Seniorenzentrum oder der Volkshochschule wichtig. „Und ich denke, wir haben schon viel erreicht für mehr Lebensqualität vor Ort. Sogar ich fühle mich hier schon als Teil einer Lebensgemeinschaft“, sagt Franziska Ritter abschließend. Gab es einen Höhepunkt in ihrem Schaffen? „Das ganze letzte Projektjahr. Es war klasse.“

Bildinformation: Franziska Ritter vor dem Nachbarschaftsbüro in Bergheim-West. Zwar fühlt sie sich hier schon in einer Gemeinschaft, es zieht sie aber zurück in ihre Heimat in der Pfalz. Foto: Philipp Rothe

© Rhein-Neckar-Zeitung GmbH, 30.01.2024